Schlendert der Besucher durch die Straßen von Volterra, wird er häufig ein leises Klopfen und Schleifen hören. Die Ursache läßt sich leicht bei einem Blick in die zahlreichen Kunst Handwerksgeschäfte ausmachen: allerorten wird ein heller, weicher Stein bearbeitet.
Der Alabaster besteht aus einem mineralreichen Gips und wird im Tagabbau in unterirdischen Gruben gewonnen. Die beiden Gruben von Volterra besitzen ein Netz von Gängen, das mehr als 25 Kilometer messen soll. Hier wird die beste Alabasterqualität gebrochen: rein, opalbleich, fast durchsichtig, leicht gestreift wie Onyx, selten von dunklen Adern durchgezogen. Der hell leuchtende Alabasterstein faszinierte bereits vor über 2500 Jahren die Etrusker.
Schon damals wurde in Volterra Alabaster abgebaut und kunstvolle Urnen und edle Gefäße aus diesem weißsamtigen Stein geformt. Geschichte und Kultur dieser Stadt sind eng mit dem Alabasterkunsthandwerk verbunden. Im Jahre 260 nach Christus unterwarf sich Velathri, eine der wichtigsten Sädte Etruriens, den Römern. Es erhielt den Namen Volterrra und blieb weiterhin bedeutend, wie das römische Amphitheater zeigt.
Das Mittelalter aber sah Volterra von internen Machtkämpfen zwischen kirchlichen und weltlichen Herrschern erschüttert. Die Renaissance erlebte immer wieder rebellierende Volterraner gegen die Medici, was wenig fruchtete: Mit der Herrschaft des Großherzogs der Toskana im Mittelalter begann jedoch der unaufhaltsame Verfall der Stadt bis ins ausgehende 18. Jahrhundert. Auch die Wiederaufnahme des Alabastersgewerbe im 16. Jahrhundert verhalf Volterra zu keinem besonderen Aufschwung, sondern diente lediglich künstlerischen Zwecken. Trotzdem wuchs die Zahl der Alabasterwerkstätten an.
Im 19.Jahrhundert erlahmte die Produktion wieder. Europa hatte andere Sorgen, Frankreich und Preußen, damals zwei wichtige Kunden, bekriegten sich. Das 20. Jahrhundert brachte technische Erneuerungen und damit die erneute Wiederbelebung der traditionsreichen Alabasterindustrie in Volterra. Die arbeitserleichternde Drehscheibe hielt Einzug in die Werkstätten. Nach den zwei Weltkriegen hat sich die Produktion wieder mehr auf künstlerische Arbeiten verlegt: Souveniers, Schmuck, Kopien alter Kunstwerke, Alabasterblumen und -früchte, Vasen, Lampenfüße oder Rahmen. Das sind Mitbringsel mit Tradition. Und auch die Zukunft ist gesichert: Die Alabasterschule kann sich über Nachwuchsmangel nicht beklagen.
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